Was für ein Schiff die Taufe ist, ist für ein Haus das Richtfest. Mit dieser mehr als 600 Jahre alten Tradition feiern Bauherr und Handwerker den abgeschlossenen Rohbau. Am Wochenende war es für einen Neubau in Rommerskirchen so weit. Die Zimmerei Brönnecke hat dort den Dachstuhl gebaut - Ehrensache, dass Geschäftführer Florian Brönnecke den Richtspruch hielt.
Richtfeste gehen auf Bezahl- und Zinsmethoden des Mittelalters zurück, und bis heute sind viele Rituale, wenn auch in abgewandelter Form, erhalten geblieben. Der Richtschmaus zum Beispiel. Bei Bier und rustikalem Essen kommen Freunde, Familie, Nachbarn und Handwerker zusammen, feiern den Baufortschritt und besichtigen das Haus. Endlich ist etwas greifbar, unter dem man sich viel mehr vorstellen kann als unter Bauplänen auf Papier!
Der Höhepunkt des Festes ist der Richtspruch. Das Ritual läuft, auf jeden Fall hier im Rheinland, folgendermaßen ab: Nachdem der Bauherr symbolisch den letzten Nagel eingeschlagen hat, spricht der Zimmermann den Richtspruch. Dieser ist eine Art Segen für das neue Haus und beinhaltet einen Dank an den Architekten sowie die beteiligten Handwerker. Bei einer Schiffstaufe gibt es Champagner, bei einem Richtfest wird mit Schnaps auf den Neubau angestoßen. Anschließend wirft der Zimmermann sein Glas vom Dach auf den Boden. Dabei gilt, wie so oft bei alten Traditionen: Nur Scherben bringen Glück, es darf also gerne mit Schwung geworfen werden. Am Wochenende in Rommerskirchen zersprang das Glas übrigens so gründlich, dass es nicht mehr auffindbar war - ein sehr gutes Omen.
Hier ein paar Impressionen vom Rommerskirchener Dachstuhl und Richtfest:
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